Liebe Zeitgenossinnen und Zeitgenossen!
Unser nächstes Konzert in „Musik in der Praxis“ ist ganz der zeitgenössischen Musik gewidmet.
Am 15.11.2014 um 18 Uhr spielen Kinga Krommer (Traversflöte), Lúcia Krommer (Viola da gamba) und ich selbst (Traversflöte und Viola da gamba) Triosonaten und Duos von mir selbst.
Nun sagte ein kritischer Zeitgenosse unlängst, daß ich doch unmöglich meine eigene Musik als zeitgenössisch ankündigen dürfe, da ich doch nicht mein eigener Zeitgenosse sein könne. An dem Einwand wäre zweifellos etwas dran, wenn ich nicht ständig neben mir stünde. Aber so ist's kein größeres Problem. Und wie bitte soll ich meine neu komponierte Musik denn ankündigen? Modern geht nicht, denn die Moderne ist schon längst altmodisch geworden. Avantgarde? Geht auch nicht, denn meine Musik ist nicht „vorauseilig“. Und außerdem will ich niemanden verjagen. Natürlich könnte das Wort „Genosse“ im Zeitgenossen gewisse politische Assoziationen wecken (und wenn schon!), aber was wäre die Alternative? Mitmenschlich etwa? Versuchen wir es einmal: Ich möchte Sie/Euch alle zu meinem Konzert einladen, bei dem wir mitmenschliche Musik spielen…? Würde man nicht verstehen. Nicht, daß meine Musik inhuman wäre oder so etwas. Aber mitmenschlich? Obwohl ich schon versuche, die Stimmen in menschenähnlicher Weise ganz traditionell miteinander kommunizieren zu lassen.
Grundsätzlich geht es mir darum , die Musik lebt wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen. Unsere Konzertpraxis lebt ja hauptsächlich von der immer neuen Reproduktion des Alten, schon ausreichend Bekannten. Das will ich in keiner Weise entwerten. Dennoch rückt diese gängige Praxis die ausführenden Musiker und deren Interpretation sehr in den Vordergrund, die Aufmerksamkeit des Zuhörers ist oft ganz auf den Vergleich der Art, ein und das selbe Stück zu spielen gerichtet, wenn sie nicht überhaupt der "Performance" der Künstler gilt. Nur die aller stärksten Kompositionen können sich diesem Trend widersetzen und für sich selbst sprechen. Genau darum aber soll es nun in diesem Konzert vor allem gehen, um die Musik selbst.